Abstinenznachweis – Der Schlüssel zur erfolgreichen MPU
Wer nach Alkohol- oder Drogenauffälligkeiten im Straßenverkehr seinen Führerschein verloren hat, wird bei der Wiedererteilung der Fahrerlaubnis oft mit einem zentralen Thema konfrontiert: dem Abstinenznachweis.
Er ist der wichtigste Beweis dafür, dass jemand über einen bestimmten Zeitraum keine Drogen oder keinen Alkohol konsumiert hat – ein entscheidender Schritt, um bei der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) glaubwürdig bestehen zu können.
Doch wie funktioniert ein Abstinenznachweis genau, wie lange dauert er, welche Arten gibt es und worauf sollte man unbedingt achten? In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über Ablauf, Kosten, rechtliche Anforderungen und praktische Tipps, um deinen Abstinenznachweis erfolgreich zu meistern.
Was ist ein Abstinenznachweis?
Ein Abstinenznachweis ist ein offiziell anerkanntes Dokument, das belegt, dass eine Person über einen bestimmten Zeitraum keine psychoaktiven Substanzen (Alkohol, Drogen oder Medikamente) konsumiert hat.
Dieser Nachweis wird im Rahmen einer MPU verlangt, wenn die Fahrerlaubnis wegen Alkohol- oder Drogenverstößen entzogen wurde.
Zweck des Abstinenznachweises
Der Nachweis dient nicht nur der Beweissicherung, sondern soll zeigen, dass:
- der Konsum dauerhaft eingestellt wurde,
- ein neues, verantwortungsvolles Verhalten entwickelt wurde,
- und kein Risiko für zukünftige Verstöße besteht.
Ohne einen solchen Nachweis sind die Chancen auf ein positives MPU-Gutachten in vielen Fällen sehr gering.
Wann ist ein Abstinenznachweis erforderlich?
Nicht jede MPU erfordert automatisch einen Abstinenznachweis. Es kommt auf den Grund des Führerscheinentzugs an.
1. Alkoholauffälligkeiten
Ein Abstinenznachweis ist erforderlich, wenn:
- die Blutalkoholkonzentration (BAK) über 1,6 Promille lag,
- wiederholte Trunkenheitsfahrten vorliegen,
- oder Anzeichen für regelmäßigen oder kontrollverlustartigen Alkoholkonsum bestehen.
In manchen Fällen genügt auch der Nachweis eines kontrollierten Trinkverhaltens, wenn ein kompletter Verzicht nicht erforderlich ist.
2. Drogenauffälligkeiten
Bei Drogen (Cannabis, Kokain, Amphetamine, etc.) gilt grundsätzlich:
→ Ein Abstinenznachweis ist immer Pflicht!
Selbst bei einmaligem oder gelegentlichem Konsum kann die Fahrerlaubnis entzogen werden, wenn ein Bezug zum Straßenverkehr bestand.
Wie lange muss die Abstinenz nachgewiesen werden?
Die Dauer hängt vom Schweregrad des Falls ab und wird von der Begutachtungsstelle oder dem Verkehrspsychologen empfohlen.
| Grund der MPU | Empfohlene Dauer des Abstinenznachweises |
|---|---|
| Einmaliger Alkohol- oder Drogenverstoß | 6 Monate |
| Wiederholte oder schwere Auffälligkeit | 12 Monate |
| Mehrjährige Suchtproblematik | 12–18 Monate |
Der Zeitraum beginnt ab der ersten Probe, nicht rückwirkend. Deshalb sollte man frühzeitig starten, um keine Zeit zu verlieren.
Arten des Abstinenznachweises
Es gibt zwei anerkannte Methoden, um Abstinenz nachzuweisen:
1. Urinscreenings
Ablauf:
- Mehrere unangekündigte Urinproben während des Nachweiszeitraums (z. B. 4 bis 6 Mal im Jahr).
- Die Proben werden unter Aufsicht abgegeben, um Manipulation zu verhindern.
- Analysiert werden sie in einem zertifizierten Labor.
Vorteile:
- Günstiger als Haaranalysen.
- Relativ kurzfristig planbar.
Nachteile:
- Kurzfristige Termine (1–2 Tage Vorlauf).
- Nur begrenzte Nachweiszeit (wenige Tage bis Wochen).
2. Haaranalysen
Ablauf:
- Entnahme einer Haarprobe von ca. 3–6 cm Länge (je 1 cm = 1 Monat Nachweiszeit).
- Untersuchung auf Alkohol- und/oder Drogenmarker.
Vorteile:
- Deckt längere Zeiträume ab (bis zu 6 Monate rückwirkend).
- Weniger Termine nötig.
Nachteile:
- Teurer als Urintests.
- Haare müssen ausreichend lang und unbehandelt (nicht gebleicht) sein.
Welche Substanzen werden geprüft?
Bei Drogenabstinenz
- Cannabis (THC)
- Kokain
- Amphetamine / Methamphetamine
- Opiate / Heroin
- Benzodiazepine
- Neue psychoaktive Substanzen (NPS)
Bei Alkoholabstinenz
- Ethylglucuronid (EtG) ist der zentrale Marker für Alkoholkonsum.
- Im Urin: Nachweis bis ca. 3 Tage nach Konsum.
- In Haaren: Rückblickend bis zu 6 Monate pro Probe.
Wer darf einen Abstinenznachweis durchführen?
Ein Abstinenznachweis ist nur gültig, wenn er von einer akkreditierten Stelle nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin (DGVM) und Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP) durchgeführt wird.
Anerkannte Institutionen sind z. B.:
- TÜV (z. B. TÜV Nord, TÜV Süd, TÜV Thüringen)
- DEKRA
- PIMA-MPU
- AVUS
- IFFP (Institut für Fahreignungsdiagnostik)
- Labor Dr. Wisplinghoff, Labor Krone u. a.
Nur Nachweise dieser Anbieter werden von MPU-Gutachtern anerkannt!
Kosten eines Abstinenznachweises
Die Kosten hängen von der Methode, der Dauer und der Anzahl der Tests ab:
| Nachweisart | Dauer | Kosten (ca.) |
|---|---|---|
| Urinscreening (6 Monate) | 4–5 Tests | 300–400 € |
| Urinscreening (12 Monate) | 6–8 Tests | 500–700 € |
| Haaranalyse (alle 6 Monate) | 1 Probe | 150–250 € |
| Haaranalyse (12 Monate, 2 Proben) | 2 Proben | 300–500 € |
Bei kombinierten Alkohol- und Drogennachweisen können sich die Kosten verdoppeln.
Abstinenznachweis bei Alkohol – kontrolliertes Trinken oder vollständiger Verzicht?
Bei Alkoholdelikten muss zwischen zwei Konzepten unterschieden werden:
1. Abstinenz
Kompletter Verzicht auf Alkohol, nachgewiesen durch EtG-Tests.
→ Empfohlen bei hoher Promillezahl oder wiederholtem Verstoß.
2. Kontrolliertes Trinken
Regelmäßiger, aber kontrollierter Konsum, ohne Kontrollverlust oder Verkehrsbezug.
→ Nur in Ausnahmefällen akzeptiert (z. B. unter 1,6 Promille, glaubhafte Verhaltensänderung).
Ein Verkehrspsychologe hilft bei der Entscheidung, welche Strategie für dich die richtige ist.
Wie kann man die Abstinenz glaubwürdig belegen?
Neben den Laborwerten bewertet der MPU-Gutachter auch die Glaubwürdigkeit der Abstinenz.
Ein Nachweis allein reicht also nicht – du musst auch zeigen, warum und wie du auf Alkohol oder Drogen verzichtet hast.
Wichtige Punkte im MPU-Gespräch:
- Persönliche Motivation (Gesundheit, Familie, Beruf)
- Umgang mit früheren Versuchungen
- Änderung des Lebensstils (z. B. neue Freunde, Freizeitverhalten)
- Strategien zur Rückfallvermeidung
Abstinenznachweis und MPU-Online-Vorbereitung
Immer mehr Betroffene kombinieren den Abstinenznachweis mit einer Online-MPU-Vorbereitung.
Vorteile:
- Beratung zu passenden Nachweisarten
- Organisation der Testtermine
- Vorbereitung auf psychologische Fragen rund um die Abstinenz
- Digitale Dokumentation aller Fortschritte
Ein erfahrener MPU-Coach kann dich begleiten, damit Nachweise, Termine und Gesprächsvorbereitung nahtlos ineinandergreifen.
Häufige Fehler beim Abstinenznachweis
- ❌ Nachweis bei nicht anerkanntem Labor
→ Ergebnis wird nicht akzeptiert. - ❌ Zu spät mit Nachweis begonnen
→ Zeitraum reicht nicht für MPU aus. - ❌ Haarproben zu kurz oder gebleicht
→ Probe unbrauchbar. - ❌ Unregelmäßige Teilnahme an Screenings
→ Nachweis verliert Gültigkeit. - ❌ Fehlende Abstinenz im Alltag
→ Unglaubwürdigkeit im Gutachtergespräch.
Wie kann man Abstinenz im Alltag halten?
1. Struktur schaffen
Plane deinen Alltag, um Versuchungen zu vermeiden – besonders in sozialen Situationen.
2. Unterstützung suchen
Selbsthilfegruppen, Psychologen oder Online-Coaches helfen, Rückfälle zu verhindern.
3. Umfeld anpassen
Trenne dich von Personen oder Orten, die mit Konsum verbunden sind.
4. Alternativen finden
Sport, Meditation oder kreative Aktivitäten helfen, Stress ohne Substanzen zu bewältigen.
Wie lange ist ein Abstinenznachweis gültig?
Ein bestandener Nachweis gilt ein Jahr ab der letzten Probe. Wird die MPU erst später beantragt, kann ein neuer Nachweis erforderlich werden.
Deshalb empfiehlt es sich, zeitnah nach Abschluss des Nachweiszeitraums zur MPU anzutreten.
Abstinenznachweis bei Cannabis – Besonderheiten
Bei Cannabis gibt es häufig Missverständnisse:
Selbst gelegentlicher Konsum kann zum Führerscheinentzug führen, wenn Autofahren und Kiffen zeitlich nahe beieinander liegen.
MPU-Anforderung bei Cannabis:
- Einmaliger Konsum ohne Bezug zum Fahren → meist keine MPU
- Regelmäßiger Konsum oder Fahren unter Einfluss → MPU mit Abstinenznachweis
- Wiederholte Verstöße → mindestens 12 Monate Abstinenz erforderlich
Wichtig: Haaranalysen erkennen auch passiven Konsum – daher ist strikte Abstinenz notwendig.
Abstinenznachweis und Medikamente
Auch psychoaktive Medikamente (z. B. Benzodiazepine, Schmerzmittel) können relevant sein, wenn sie verkehrsrelevant wirken.
Bei dauerhaft notwendiger Einnahme (z. B. ADHS, Epilepsie) muss die Therapie dokumentiert und verkehrsärztlich bewertet werden.
Fazit: Ohne Abstinenznachweis kein Führerschein
Ein Abstinenznachweis ist oft die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche MPU.
Er zeigt, dass du Verantwortung übernimmst, dein Verhalten reflektierst und dauerhaft auf riskanten Konsum verzichtest.
Mit einer frühzeitigen Planung, seriösem Labor und begleitender MPU-Vorbereitung (online oder vor Ort) kannst du deine Chancen auf ein positives MPU-Gutachten deutlich erhöhen – und deinen Führerschein sicher zurückbekommen.